16

Haus Nr. analog Dorfskizze

Name (frühere Bewohner in Klammer)

16

Weberei Much (Pigorsch)

Die Woll- und Flachsspinnerei der Familie Much in Schwerinshöhe

von Ilse Hollstein, geb. Much

Unser Wohnhaus und die Betriebsräume wurden 1920 erbaut. 1921 gründete unser Vater eine Woll- und Flachsspinnerei mit mechanischer Weberei. 1926/27 war ein besonderes Ereignis: Es wurde in unserem Betriebe erstmalig in Deutschland Angorawolle versponnen. Die letzte patentamtlich geschützte Eintragung lautete:

Erste deutsche Angoraspinnerei, Woll- und Flachsspinnerei, Leo Much, Wendisch Silkow.

Die damaligen Kunden waren Angorafarmer aus dem Raum Leipzig. Zwei Jahre vor Kriegsbeginn wurde dann dem Betrieb jegliches Rohmaterial von der Reichwollverwertung Berlin zugeteilt. Die fertige Ware ging auch dorthin zurück. Diese Geschäftsverbindung bestand bis Kriegsende.

Am 9. März 1945 wurde unser Dorf von den Russen besetzt. Zu dieser Zeit waren noch größere Mengen Rohmaterial gelagert, so daß der Betrieb bis zur Vertreibung unserer Familie (Okt. 1946) auf den verbliebenen Maschinen für die Polen produziert werden mußte. (Ein Teil der Maschinen war zwischenzeitlich von den Russen/Polen demontiert und abtransportiert worden.)

Die Vertreibung war für unsere Eltern ein schwerer Schicksalsschlag. Als Selbständige waren sie nicht rentenversichert. Das Vermögen wurde auf Schätzungsbasis in eine geringe Kriegsschadenrente umgewandelt. Unser Vater versuchte noch, den Betrieb in Norddeutschland wieder aufzubauen. Es waren geeignete Räume gefunden worden und die Landesregierung, die viel Interesse zeigte, wollte die Mittel bewilligen. Die Genehmigung kam wenige Tage nach dem Tod unseres Vaters, der im Jahre 1950 an einem Herzleiden starb. Unsere Mutter verstarb im Jahre 1973.

Ihr Lebenswerk hat sie jedoch überdauert: Der jetztige Besitzer verspinnt auch heute noch (Anm.: 1991) dort in kleinen Mengen Schafwolle von Schafhaltern aus der näheren Umgegung.