Von den umliegenden Gütern kaufte Vater Langholz und machte daraus Bauholz und Bretter, auch in der Stadt wurde davon verkauft. Auch die Bauern brachten ihr Holz zum Schneiden für Eigenbedarf, ebenso
Stellmacher mit Hartholz. Paul Schmidt und Gustav Niemann waren dort ständig beschäftigt.
Außerdem machten wir auch unser elektrisches Licht selber (Gleichstrom). Wenn Vater, H. Mielke und W. Brust beim Skat saßen und es schon gegen Mitternacht ging, wurde das Licht immer dunkler, weil das
Wasser im Fluß immer weniger wurde, da in der Nacht die Zentrale das Wasser im Kanal anstaute. Gegen 2 Uhr ging dann das Licht ganz aus.
Hinter der Sägemühle hatten wir eine große Kiesgrube. In diese hatte die Kreisbahn einen Gleisanschluß gelegt, und dort holte die Bahn laufend den notwendigen Kies.
Zur Landwirtschaft: Der Grund etwas 100 Morgen, später, nach der Versiedlung des Gutes, kamen wir auf 30 ha. Der Boden war am besten für Roggen und Kartoffeln geeignet. Wir hatten eine Arbeiterfamilie
(Eichmann) in Deputat. Der Mann versorgte die Pferde, die Frau kam zum Melken und zu allen anfallenden Arbeiten. Sie wohnten gegenüber im Haus an der Straße. Außerdem wohnten dort Familie Marzusch sowie oben im Haus
Familie Fürstenberg. H. Marzusch betrieb die danabenstehende Tischlerei. Im hinteren kleinen Haus wohnte Familie Schmidt. In den ersten Jahren mußte das Pferdefuhrwerk ein- bis zweimal in der Woche für die Mühle das
Mehl in die Stadt zu den Bäckern bringen. Später hatten wir einen Lastwagen mit Fahrer. Im Winter, wenn auf dem Lande nichts zu tun war, mußten die Pferde Langholz für das Sägewerk fahren. So war eins mit dem
anderen verbunden.
Die Tankstelle “BP” war nicht so belagert wie heutzutage, aber, wenn in der Stadt Wochenmarkt war, hupte schon morgens um sechs Uhr Gärtner Lüdtke oder Gärtner Greunke, Schojow, um zu tanken.
Das Kriegsende war traurig: Bevor die Russen kamen, wurde die Brücke über die Lupow gesprengt. Das Loch hatte einen Durchmesser von 1 Meter (mit Bohlen aus dem Sägewerk schnell repariert und befahrbar),
aber alles rundherum war zerstört. Die Mühle hatte Risse, das Dach war undicht, alle Fensterscheiben waren kaputt. Das Wohnhaus war kaum noch bewohnbar, die Dachziegel hingen daneben.
Wohnhaus Wummel, Aufnahme 1975
Wohnhaus und Betriebsanlagen nach der Sprengung der Lupowbrücke
Das Haus gegenüber war ganz zusammengefallen bis auf den neuen Anbau - dort haben wir bis zu unserer Ausweisung gewohnt.
Die Russen haben das Sägewerk sofort abmontiert.
Als dann die Polen kamen, haben sie die Mühle und das Haus wieder hergerichtet.
Wir mußten für den Polen arbeiten (unsere eigenen Äpfel stehlen), aber er gab uns Mehl für die Arbeit. Als alles fast fertig war, mußten wir gehen. (Ausgewiesen am 2.
September 1946.) Vater war von den Russen verschleppt und kam Ende 1946 über die damals noch grüne Grenze. Unser Rudi ist nicht aus dem Krieg wiedergekommen.
Wummelsche Mühle, 1975
Heute ist von der Mühle nichts mehr zu sehen. Die Polen haben alles abgerissen und eine Forellenzucht angelegt. Als ich ( Anneliese) 1977 dort war, stand zwar noch die Mühle,
aber auf der anderen Seite der Lupow war schon eine große Baustelle.
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