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Haus Nr. analog Dorfskizze

Name

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Mühle Wummel

Neue Mühle in Schwerinshöhe

Im Jahre 1932 hat unser Vater, Willi Wummel, die Mühle gekauft. Die Firma nannte sich “Tober und Söhne” (Tobner u. Weidner). Das Anwesen stand zur Zwangsversteigerung und unser Vater bekam den Zuschlag, dazu gehörte die Mühle, Schneidemühle, Landwirtschaft und Tankstelle. Durch das Grundstück fließt die Lupow.

Die Mühle hatte eine Tagesleistung von 5 Tonnen, sie wurde durch eine Wassertrubine angetrieben. Innen war ein Mahlgang, ein Schrotgang (richtige Mühsteine), zwei Walzenstühle dazu Reinigung, Plansichter, Mischmaschine und viele Elevatoren.

Die Bauern aus der Umgebung kamen, um ihr Bortgetreide mahlen zu lassen (jeder Bauer buck sein Brot selbst) und für das Vieh das Korn schroten zu lassen. Auch haben wir Roggen von den Bauern angekauft, da Vater das Mehl in Stolp an die Bäcker weiter verkaufte. Beschäftigt waren in der Mühle außer Vater ein Geselle und zwei Lehrlinge in verschiedenen Lehrjahren.

Das Sägewerk, auf der anderen Lupowseite, wurde ebenfalls durch eine Wasserturbine angetrieben. Beide Turbinen verband ein Laufsteg mit mehreren Schleusen, sodaß das Wasser angestaut werden konnte, um für die Turbine eine größere Wasserkraft zu erzielen. Im Sägewerk stand mittendrin ein Vollgatter mit Gleisanlage nach außen, um vorn die Stämme aufzuladen und nach hinten das geschnittene Holz abzufahren und zu stapeln. Außerdem befand sich darin eine Kreissäge, Pendelsäge, ein Hobel und Spundmaschine, um Fußbodenbretter herzustellen.

Von den umliegenden Gütern kaufte Vater Langholz und machte daraus Bauholz und Bretter, auch in der Stadt wurde davon verkauft. Auch die Bauern brachten ihr Holz zum Schneiden für Eigenbedarf, ebenso Stellmacher mit Hartholz. Paul Schmidt und Gustav Niemann waren dort ständig beschäftigt.

Außerdem machten wir auch unser elektrisches Licht selber (Gleichstrom). Wenn Vater, H. Mielke und W. Brust beim Skat saßen und es schon gegen Mitternacht ging, wurde das Licht immer dunkler, weil das Wasser im Fluß immer weniger wurde, da in der Nacht die Zentrale das Wasser im Kanal anstaute. Gegen 2 Uhr ging dann das Licht ganz aus.

Hinter der Sägemühle hatten wir eine große Kiesgrube. In diese hatte die Kreisbahn einen Gleisanschluß gelegt, und dort holte die Bahn laufend den notwendigen Kies.

Zur Landwirtschaft: Der Grund etwas 100 Morgen, später, nach der Versiedlung des Gutes, kamen wir auf 30 ha. Der Boden war am besten für Roggen und Kartoffeln geeignet. Wir hatten eine Arbeiterfamilie (Eichmann) in Deputat. Der Mann versorgte die Pferde, die Frau kam zum Melken und zu allen anfallenden Arbeiten. Sie wohnten gegenüber im Haus an der Straße. Außerdem wohnten dort Familie Marzusch sowie oben im Haus Familie Fürstenberg. H. Marzusch betrieb die danabenstehende Tischlerei. Im hinteren kleinen Haus wohnte Familie Schmidt. In den ersten Jahren mußte das Pferdefuhrwerk ein- bis zweimal in der Woche für die Mühle das Mehl in die Stadt zu den Bäckern bringen. Später hatten wir einen Lastwagen mit Fahrer. Im Winter, wenn auf dem Lande nichts zu tun war, mußten die Pferde Langholz für das Sägewerk fahren. So war eins mit dem anderen verbunden.

Die Tankstelle “BP” war nicht so belagert wie heutzutage, aber, wenn in der Stadt Wochenmarkt war, hupte schon morgens um sechs Uhr Gärtner Lüdtke oder Gärtner Greunke, Schojow, um zu tanken.

Das Kriegsende war traurig: Bevor die Russen kamen, wurde die Brücke über die Lupow gesprengt. Das Loch hatte einen Durchmesser von 1 Meter (mit Bohlen aus dem Sägewerk schnell repariert und befahrbar), aber alles rundherum war zerstört. Die Mühle hatte Risse, das Dach war undicht, alle Fensterscheiben waren kaputt. Das Wohnhaus war kaum noch bewohnbar, die Dachziegel hingen daneben.

            

                           Wohnhaus Wummel, Aufnahme 1975

Wohnhaus und Betriebsanlagen nach der Sprengung der Lupowbrücke

Das Haus gegenüber war ganz zusammengefallen bis auf den neuen Anbau - dort haben wir bis zu unserer Ausweisung gewohnt.

Die Russen haben das Sägewerk sofort abmontiert.

Als dann die Polen kamen, haben sie die Mühle und das Haus wieder hergerichtet.

Wir mußten für den Polen arbeiten (unsere eigenen Äpfel stehlen), aber er gab uns Mehl für die Arbeit. Als alles fast fertig war, mußten wir gehen. (Ausgewiesen am 2. September 1946.) Vater war von den Russen verschleppt und kam Ende 1946 über die damals noch grüne Grenze. Unser Rudi ist nicht aus dem Krieg wiedergekommen.

                

                                       Wummelsche Mühle, 1975

Heute ist von der Mühle nichts mehr zu sehen. Die Polen haben alles abgerissen und eine Forellenzucht angelegt. Als ich ( Anneliese) 1977 dort war, stand zwar noch die Mühle, aber auf der anderen Seite der Lupow war schon eine große Baustelle.

                    Geschwister Wummel