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[Bräuche] [Fotos] [Dorfgemeinschaft heute] [Gutsarbeit]
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Was Großvater erzählte
Geschichten aus Wendisch-Silkow
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entnommen aus: Ostpommersche Heimat Nr. 26, 1931
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Wenn der Sonnabend heraufzog, die blaue Stunde da war, dann fing unser Großvater auf vieles Bitten und Betteln hin an, uns seine alten, doch immer wieder neuen Geschichten zu erzählen. Er kramte dann in
seinen Erinnerungen, um uns auch das zu bringen, wonach unser Sinn stand. Gar zu gerne hörten wir, wie er zu Silkow und Schojow die Kühe und Schafe gehütet, dort, wo jetzt die Überlandzentrale ist, mit den
“Un.......”, die dort unter den Wacholdersträuchern hausten, geplaudert hat. Aber noch schöner war, wie sie Sonntags dem Vater, der sehr streng war, “eins über das Ohr hauten!” Und das war so: Sonntags ging der
Vater sehr oft fort zu Nachbarn, Freunden und Verwandten; dann war für die Kinder, die sonst nicht mucken durften, gute Zeit. Schnell waren die Gespielen zusammengeholt, eine Handharmonika fand sich ein, und ein
fröhliches Tänzchen begann. “Lott’ is dot”, dudelte der Quelschkasten, dann kam “Schuddel de Bux” und dazwischen klang es: “Trin, steh eis still, ick will eis bittrampfe!” Und dann wurde gejauchzt und getrampelt.
Nahte der Abend, hieß es, die Spuren des kleinen Festes verwischen, denn der “Alte” war nicht sauber. Die Fenster auf, ausgefegt, der Sand neu auf die Dielen gestreut, noch einmal herumgeschwenkt, damit der
Sand verwischt und zertreten wurde und der gestrenge Vater konnte kommen. Die Freude an so einem Sonntag war immer doppelt: Erstens die Freude am Tanzen selbst, dann aber die Schadenfreude, dem Alten ein Schnippchen
geschlagen zu haben.
In der Zeit lebte in Wendisch-Silkow ein Spielmann, der auf ländlichen Hochzeiten, Kindtaufen usw. ein gern gesehener Gast war. Als der nun eines Nachts von einer Hochzeit heimkehrte, die
Weingeisterchen spukten in seinem Kopf, gewahrte er mitten auf dem Wege einen feurigen Mann. Huh, fiel dem armen Spielmann das Herz in die Hosen. Er ging näher... er ging mit schlotternden Knien zurück... der
Feuermann rührte sich nicht! Endlich wagte er es doch, nahm die Fiedel fester in den Arm, machte sich mit seinem Knotenstock kampfbereit, und mutig ging es auf das Ungeheuer los. Das stand noch still und
unbeweglich. Da wurde es unserm Spielmann doch himmelangst, er sprach ein Gebet und hieb mit geschlossenen Augen auf den Unhold ein. Die Funken stieben nur so, sein Arm erlahmte jedoch bald, die Angst kroch wieder
in sein Herz, und er gab Fersengeld. Am nächsten Morgen machte sich unser Ritter ohne Furcht und Tadel auf den Weg, um das nächtliche Ungeheuer bei Tage zu besehen. Und was erblickte er? Einen alten,..... Baum, der
ihn mit seinem Phosphorlicht genarrt hatte.
Als unser Spielmann einstens wieder von einer Hochzeit kam, mußte er mit Schrecken feststellen, daß sein kleines Hüttchen, sein einzig Hab und Gut, in Flammen stand. Im ersten Augenblick erstarrte er,
doch, dann nahm er seine Fiedel, tanzte mit ihr um die Glut und sang dazu: “Wenn dit nich ... für die Wanzkes ist, denn weit ick nich, was ... is!” (Entzifferung folgt noch :-)))
Auch eine andere Geschichte machte uns immer viel Freude. Ein Ehepaar aus Silkow war nach Großgarde zum Einkaufen gegangen. Beide traten schwer beladen den Rückweg an. Erst ging es still ..., doch
allmählich kam ein Gespräch in Gang, das immer lauter wurde und schließlich in Geschrei und Zank ausartete. Man war bei der Schwarzmühle angelangt, als der Streit zu heftig wurde, daß der Mann erbost seinen Sack
Mehl vom Buckel nahm und ihn in den Mühlenbach warf. Die Frau in ihrer Aufregung nahm ihren Korb und warf ihn mit sämtlichen Inhalt hinterher und rief drohend: “Was du kannst, kann ich erst recht!” Doch durch diese
unüberlegte Tat war beider Mütchen gekühlt. Es folgte eine große Versöhnung und zurück ging’s nach Garde. Es mußte neu eingekauft werden, denn das Osterfest stand vor der Tür. Der Rückweg wurde in ungetrübter
Harmonie zurückgelegt.
Das drolligste aller Geschichten war jedoch dieses: Die Silkower Schuljugend mußte nach Garde zum Konfirmandenunterricht. Es war ein weiter Weg, der jedoch niemals langweilig wurde, denn es wurde immer
viel ... getrieben. In einer Konfirmandenstunde wurden die Kinder dauernd durch zwei Garder Fischerfrauen abgelenkt, die sich mächtig zankten. Der Pastor konnte es trotz aller Mühe nicht erreichen, daß die Kinder
aufmerksam zuhörten. Immer wieder schauten die blonden und braunen Köpfe zum Fenster heraus. Der Streit draußen war auch immer erregter geworden. Da riß auch dem Pastor die Geduld, er ging ans Fenster, um die Frauen
um Ruhe zu bitten. Jedoch gerade in diesem Augenblick raffte die eine der Frauen ihre Kleider zusammen, hob sie hoch und rief ihrer Feindin das bekannte Wort des Götz zu. Die andere nicht faul, machte dieselbe
Bewegung und rief im schönsten Garder Dialekt: “Sieh doar!” In diesem Augenblick wurden beide des Pastors ansichtig und wie der Wind ging es mit den Pantoffeln in der Hand von dannen. Dem Pastor war durch dieses
Intermezzo die Lust zum Unterricht vergangen. Diese Konfirmandenstunde blieb den Kindern noch lange in Erinnerung...
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“Das Gut brennt!”
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Dieser Schreckensruf verbreitete sich in Windeseile, als am 8. September 1927 morgens gegen 8 Uhr im großen Kuhstall ein Feuer ausbrach. Die im Galopp heranrasenden Feuerwehren aus den umliegenden
Dörfern konnten den Stall nicht mehr retten, weil der kleine Teich im Gutshof bald leergepumpt war. Schließlich kam die motorisierte Feuerwehr aus Stolp, - aber auch sie konnte nur noch die übrigen Gebäude vor den
Flammen retten. Nur zwei Kälber kamen um, Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Dieser Brand hinterließ bei allen Einwohnern und besonders bei uns Kindern einen nachhaltigen Eindruck.
Im September 1896, an einem Nachmittag, als niemand zu Hause war, brannten die Gebäude von Krause, Höppner, Bonke und Manzeck ab. Erst 1904 wurde das Haus von Höppner wieder aufgebaut, die anderen drei
folgten anschließend.
Auch andere traurige Ereignisse blieben im Gedächtnis haften. Ende Mai 1920 verunglückte ein Bruder von Wilhelm Klick bei Arbeiten an der Hochspannungsleitung tödlich. Wilhelm Klick selbst hatte 1 1/2
Jahre später, - es war 1921 um die Weihnachtszeit - ein Erlebnis, das er nie vergessen sollte. Als er mit seinen Pferden vom Felde nach Hause fuhr, mußte er unter einer Hochspannungsleitung hindurchfahren. Irgendwie
stand der Boden an dieser Stelle unter Strom, vielleicht durch einen herabhängenden Leitungsdraht, jedenfalls brachen vor seinen Augen die Pferde zusammen und waren nicht mehr zu retten. Sein Hund, der aus dem nur
300 m entfernt liegenden Hof auf ihn zugelaufen kam, krümmte sich zusammen, überstand aber den Stromschlag. Wilhelm Klick spürte ein Kribbeln und Zucken in den Händen, instinktiv ließ er die Zügel los, sprang vom
Wagen und kam so mit dem Leben davon.
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Träumereien um eine Spickbrust
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von Georg Heratsch
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Ich stand vor dem Fenster eines Delikatessengeschäftes. Darinnen lag unter anderem eine fettglänzende, goldbraun geräucherte Spickbrust. Kein Wunder, daß da einem Pommern das Wasser im Munde
zusammenläuft. Ich mußte an die vielen Jahre denken, die ich in meiner pommerschen Heimat gelebt habe, und an manches, was mit den Gänsen zu tun hatte (wie könnte es auch anders sein).
So in der Vorweihnachtszeit, wenn die Spickbrüste lange genug im Rauch waren (Torfrauch), wurde zur Probe eine angeschnitten. Fachkundige Experten prüften sie dann kopfschüttelnd oder nickend, je
nachdem, ob Salz und Rauch gut waren. Auch wenn mein Urteil damals noch nicht gefragt war, bekam ich doch immer eine Probe ab.
Ein Stück Brot, das in einem glühend geheizten Steinofen gebacken wurde, mit frischer selbstgemachter Butter bestrichen, darauf eine Scheibe Spickbrust! Was würde dafür heute wohl manch einer ausgeben?
Ich denke dabei an das armselige biblische Linsengericht, wofür Esau seine Erbschaftsansprüche verkaufte.
Leider gab es nicht nur Spickbrust, sondern auch das dazu gehörende Gänseklein, welches im Januar, Februar und auch März allzu oft auf den Mittagstisch kam. Dann bin ich oft und öfter zu der Tonne
gegangen, in welcher das Gänseklein eingepökelt war, um nachzusehen, wann endlich Schluß sei.
Ja, so war es damals.
Doch das Essen ist ja bekanntlich das Ergebnis der vielen Arbeit vorher, denn wie man weiß, haben die Götter vor den Erfolg ja den Schweiß gesetzt.
Pommersche Gänse - Holzschnitt von Georg Heratsch
Meine Aufgabe war das Gänsehüten, solange sie noch klein waren. Später wenn sie in der großen Herde gingen, wo die Gänse des ganzen Dorfes gehütet wurden,
brauchte ich sie nur hinzubringen und abends wieder nach Hause zu holen. So war es denn auch an jenem Abend:
Ich hatte meine Herde mit einiger Mühe zusammengesucht und trieb sie dem heimischen Stall entgegen. Ich pfiff mir ein Lied, und alles war schön und gut. Da kam plötzlich mit gesträubtem Gefieder und
großem Geschrei ein Ganter von anderswo, stürzte in meine friedliche Herde und biß wild um sich.
Doch ebenso schnell wie die Cowboys in den Westernfilmen ihre Colts ziehen, hatte ich meine Schleuder aus der Tasche, die ich damals immer bei mir trug, und klatsch, sauste auch schon das Geschoß ab.
Doch in dem Gewühl hatte ich statt des wilden Ganters eines von meinen Gösseln getroffen.
Es lag wie tot da und rührte sich nicht. Mir lief es kalt den Rücken runter. Der kalte Schweiß stand auf meiner Stirn. Ich war gewiß kein Engel, doch bis jetzt war ich
immer noch glimpflich davongekommen. Doch diese Sache war ein bißchen ernster. Was dies wohl wird, dachte ich, nahm das wie tot daliegende Gössel auf den Arm und zog mit meiner Herde weiter.
Eigenartigerweise war meine Tat mir mit großer Hast vorausgeeilt; denn als ich zu Hause ankam, wurde ich schon von meiner Großmutter erwartet. Meine Mutter
kam auch herbei und sah mich mit prüfendem Blick an. Das Gössel wurde fachkundig untersucht. Großmutter stellte die Diagnose: “Das Gössel ist verrufen.” Zu meiner Mutter gewandt sagte sie: “Hol mein Traukleid
aus dem Schrank!” Meine Mutter sah mich an, wollte noch etwas sagen, dann aber holte sie es.
Ich sah nun, wie das Gössel durch den Traurock meiner Großmutter gesteckt wurde, und zwar dreimal; am unteren Rockrand hinein und zur Taillenöffnung wieder
heraus. Dann streichelte sie sanft über das Gössel und setzte es vorsichtig im Stall auf weichem Stroh nieder. Sie schaute es noch einen Augenblick an, drehte sich zu uns und sagte: “Das wird wieder!”
Meine Großmutter sollte Recht behalten.
Als ich am nächsten Morgen aus dem Hause trat, um die Gänse wieder zur großen Herde zu treiben, waren alle fröhlich um den großen Trog versammelt, der mit
Kartoffeln und Kleie gefüllt war. Mit viel Geschnatter und Flügelschlagen waren sie eifrig dabei, ihn zu leeren. Auch das gestern noch so kranke Gössel war mit am eifrigsten dabei; denn es hatte ja auch einiges
nachzuholen.
Ich aber, der einzige, der den Vorgang genau kante, konnte das alles lange nicht verstehen; vor allem nicht die Szene mit dem Traurock. Heute sehe ich klar!
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Als das kleine Moor brannte
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von Helmut Pupp
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Es war im Sommer 1933 oder ‘34 ein sehr heißer Tag. Wir Kinder spielten im Dorf, die Bauern und Tagelöhner arbeiteten auf den Feldern.
Da sahen wir auf einmal eine riesige schwarze Rauchwolke hinter dem Dorf aufsteigen, das war so Richtung Schwarzmühle oder kleines Moor. Das sah auch der zweite Inspektor Bruno Jablonski, der hinter
Grulichs Haus, neben der Chaussee nach Gutzmerow mit seinen Leuten arbeitete - damals gab es ja noch das Gut in Wendisch-Silkow. Er schwang sich sofort auf sein Fahrrad, fuhr durch das Dorf und den Sandweg entlang
zum kleinen Moor und entdeckte, daß der sogenannte Trockenplatz lichterloh brannte.
Also, er macht gleich kehrt, fährt zurück auf das Feld, ruft die Leute zusammen, läßt sie auf zwei Wagen steigen und jagt mit dem Gespann in’s Dorf zurück. Schnell muß jeder Eimer, Schippen und Spaten
holen und weiter geht es zur Brandstelle.
Als sie dort ankamen, war das Feuer schon bis an den Kanal herangekommen. Wir Kinder liefen hinterher und sahen nun zu, wie die Leute Wasser aus dem Kanal schöpften, um das Feuer einzudämmen.
Dieser Platz hieß Trockenplatz, weil dort im Sommer das Heu getrocknet wurde, denn es kam schon ab und zu vor, daß das Heu auf den Stromwiesen von der Lupow bei Hochwasser fortgeschwemmt und irgendwo
bei Stohentin angetrieben wurde.
Jetzt hatten aber die Bauernjungs dort Kühe gehütet und wahrscheinlich ein Feuerchen gemacht. Erst nach Stunden war das Feuer gelöscht, und es setzte eine Untersuchung durch den Verwalter Affolter ein,
der nun die Schuldigen feststellte.
Bei der Trockenheit hätte das einen großen Waldbrand geben können, den niemand so schnell gelöscht hätte, denn in der damaligen Zeit gab es noch nicht Tanklöschfahrzeuge und so moderne Feuerwehren wie
heute.
Zuerst hatte man befürchtet, auf der verbrannten, sandigen Fläche würde nichts mehr anwachsen und der Sand in die Umgebung verweht werden, aber dann wurde die Stelle wieder schön grün, eigentlich wuchs
das Gras dann sogar besser als vorher.
Die Jungens bekamen eine kleine Strafe als Denkzettel, - aber eine große Aufregung war dieser Nachmittag doch gewesen und blieb mir bis heute in Erinnerung.
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Unglück am Gutzmerower Bahnübergang
von Helmut Pupp
Mein Onkel Karl Hildebrandt fuhr morgens mit einem Fuder Heu nach Stolp und verkaufte die Ladung an das dortige Kav. Regiment. Abends auf dem Rückfahrt wurde im Gasthof in Schwerinshöhe erst mal Halt
gemacht und von dem vereinnahmten Geld einige Schnäpse und Biere getrunken. Es war schon gegen Abend und der 3/4 8 Uhr Zug aus Stolp war gerade angekommen.
Der Polizist meinte noch: “Karl, du mußt jetzt eine Laterne an deinem Wagen haben, es ist schon dunkel, hol’ dir eine bei Zischke’s Franz, der gibt dir eine.”
“Ach was, ich brauch’ keine Laterne, außerdem bin ich schneller als der Zug und bin bald zu Hause.”
Klaffke’s Max stieg mit auf und tat noch sein Fahrrad hinten auf den leeren Leiterwagen und los ging die Fahrt Richtung Gutzmerow.
Mein Onkel fuhr im Galopp los was die Pferde hergaben! An der Kurve am Gutzmerower Friedhof sah Klaffke’s Max den Zug hinter sich herkommen, schrie noch: “Karl, halt an, halt an!” Aber mein Onkel wollte
nicht hören und raste weiter. Im letzten Moment ist Klaffken Max dann noch hinten abgesprungen, hat dabei noch seine Mütze verloren.
Es gab einen furchtbaren Zusammenstoß. Die Lokomotive erfaßte das Fuhrwerk, - Pferde, Wagen und mein Onkel waren in einem Trümmerhaufen neben der Bahn kaum noch zu erkennen. Das Krachen hatte man bis
Gutzmerow gehört.
Die Leute und die Polizei kamen und suchten die ganze Nacht nach dem zweiten Mann, von dem man das Fahrrad und die Mütze gefunden hatte.
Klaffke’s Max hatte in seinem Schock den Weg schon selbst nach Hause gefunden. -
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Schwein gehabt
Bei dem “Arolser Treffen” im Mai 1982 erzählten Erna Prahl, geb. Musch und Heinz Nowack die folgende Geschichte aus dem Jahre 1945
Zunächst Erna Prahl, geb. Musch:
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“Also, wir hatten bei Kriegsende noch ein schönes, gut gefüttertes Schwein zu Hause. Und als die Russen kamen, meinte mein Vater: ‘Das sollten wir wegbringen und gut verstecken, sonst nehmen uns das die
Russen weg.’
Also transportierten wir das Schwein in einem Kalbskasten in die Schonung bei dem Friedhof.
Nachdem nun die Russen durchgezogen waren und alles wieder ruhig war, wollten wir das Schwein am Abend zurück in den Stall bringen, aber zu unserem großen Schreck war der Kasten leer. Doch wir konnten
noch in der Dämmerung Schweinespuren entdecken, die Richtung Chaussee führten. Schließlich sahen wir auch bei den Schützenlöchern, oberhalb der Böschung Blutspuren, und eine Wagenspur führte auf den Sommerweg neben
der Chaussee.
Mein Vater und ich konnten immer wieder die Wagenspuren ausmachen, bis sie im Hof von Nowack’s Schmiede verschwand!”
Nun erzählt Heinz Nowack:
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“Also, Mutter und ich, - damals war ich so 13 Jahre alt - , kamen mit einer Schubkarre von der Schwarzmühle, wo man noch Mehl holen konnte. Auf dem Rückweg gingen wir am Friedhof vorbei, den steilen
Sandweg hoch durch die Schonung. Da hören wir auf einmal ein Grunzen. Zunächst dachten wir an ein Wildschwein. Mutter bleibt also bei der Karre stehen, und ich schleiche die Reihen der Schonung entlang und halte
nach einem schwarzen Wildschwein Ausschau. Zu meiner Überraschung sehe ich aber ein schönes helles Schwein in einem Kasten.
Nach kurzer Beratung nahm meine Mutter die Schubkarre, um nach Hause zu fahren. “Ich schick’ dir die Mädels her”, - sie meinte Wummel’s Mädchen damit, die in diesen Tagen bei uns wohnten, - “die können
dir helfen.”
Ich holte das Schwein aus dem Kasten und versuchte es nun in Richtung Chaussee durch die Schonung zu treiben, aber das war gar nicht so einfach! Schließlich bekam ich es am Schwanz zu packen und wollte
es nun in ein Schützenloch oberhalb der Chaussee manövrieren. - Diese Löcher waren kurz vor Kriegsende zur Verteidigung ausgehoben worden. - Doch so einfach ging das nicht, jedenfalls wollte es immer anders als ich
wollte.
Schließlich hatte ich es in so einem Schützenloch. Obwohl es strampelte und biß, konnte ich es endlich fesseln und legte es in das Schützenloch, das ich noch zur Sicherheit mit Zweigen abdeckte.
Ich war ganz stolz, daß ich für die Familie ein so schönes, schlachtreifes Schwein gefangen hatte!
Inzwischen kamen Wummel’s Mädchen mit einem Handwagen. Es kam auch noch ein geflüchteter Ostpreuße mit, der zu dieser Zeit bei uns wohnte. Das war ja gut, daß ein richtiger Mann dabei war, der nun an
das Schlachten gehen konnte. Tatsächlich stach er nach einigem Hin und Her mit seinem Taschenmesser das Schwein ab.
Uns stand allen der Schweiß auf der Stirn, als wir endlich die Beute auf den Handwagen geladen hatten. Nun auf die Chaussee und in der Dämmerung schnell nach Hause zum Schlachtfest!
Oben deckten wir den Wagen mit Reisig ab. Ab und zu mußten wir von der festen Chaussee runter, weil Russen-Autos entgegen kamen. Daher auch die Spuren in dem Sommerweg, die später von Erna Musch und
ihrem Vater entdeckt wurden.
Kaum waren wir im Hof und begannen mit den Vorbereitungen für das Schlachtfest, --- da erscheint im Hof Erna Musch und ruft:
“Ihr habt ja unser Schwein!”
Der Traum von ein paar guten Tagen mit gefüllten Fleischtöpfen war zu Ende!”
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Die Aal-Karlin - so nannte man die Fischerfrau, die dreimal in der Woche in unser Dorf kam und uns die noch lebenden Fische brachte.
Schon in frühester Morgenstunde, wenn die Fischer vom Gardersee mit ihrem Fang zurückgekommen waren, lud sie ihre Kiepe voll und machte sich auf den beschwerlichen Fußweg nach Schwerinshöhe, meinem
Heimatdorf.
Sie hatte nicht nur Plötze und Flundern in ihrer “Lische” - so nannte man die aus Span geflochtene Kiepe -, sondern auch fast immer einen schönen Aal für den Herrn Gutsinspektor, der diesen besonders
schätzte.
Ich war ein Junge von vielleicht 8 Jahren, als ich Aal-Karlin mit ihrer Lische von den Garder Bergen herunter kommen sah. Um ihre Schulter zu entlasten, hatte sie ihre rechte Hand unter den aus
Fischernetzen gefertigten Tragegurt gesteckt. In der linken Hand trug sie einen Netzbeutel und eine Zugwaage, Däsmeer genannt, mit welcher die Fische abgewogen wurden.
Holzschnitt von Georg Heratsch
Ich stapfte mit nackten Füßen durch den weichen Sand des Feldweges, der sich in Windungen durch das weite Tal hinzog, in dem der Lupowfluß dem Gardersee und
der Ostsee gemächlich entgegenfloß. Es war noch früh am Morgen. Nebel lag über dem mit Büschen durchsetzten Tal. Ein Schwarm Möwen flog schreiend durch die Lüfte.
Plötzlich sah ich vor mir am Wegrand im mageren Gras den ringelnden Leib einer Schlange.
Ein großer Schreck durchfuhr mich. Ich machte einen gewaltigen Sprung nach rückwärts. Sekunden später sah ich jedoch, daß die vermutete Schlange ein schöner Aal
war. Ich faßte den Aal hinter dem Kopf und legte ihn in meine umgehängte Tasche.
Die Fischerfrau fiel mir wieder ein. Es konnte gar nicht anders sein - irgendwie war es dem Aal gelungen, sich aus der Lische zu befreien. Ich machte meine Schritte länger, um den Fund zurückzugeben.
Da kam mir der Gedanke, daß der Aal, den ich gefunden hatte, auch für uns zu Hause ein gutes Mittagessen abgeben würde. Meine Schritte wurden kürzer. Doch ich
verwarf den Gedanken wieder, denn ich war mir ziemlich sicher, daß der Fund nur aus Aal-Karlins Lische stammen konnte. - Meine Schritte wurden wieder länger.
So kam ich mal schneller, mal langsamer im Dorf an. Ich brauchte nicht lange zu suchen, schon von weitem sah ich Aal-Karlin vor dem Inspektorhaus stehen. Die Lische
stand auf dem Gartentisch, der Deckel war angehoben und lag daneben. Aal-Karlin starrte verständnislos in ihre Lische. Sie zuckte mit den Schultern und wühlte nochmals die Lische bis zum Boden durch. Doch leer
kamen ihre Hände wieder heraus, der Aal war nicht da.
Inzwischen war ich an den Tisch herangetreten, faßte in meine Umhängetasche und legte wortlos den Aal auf den Tisch. Den Blick der Aal-Karlin kann ich kaum
beschreiben. Sie stand da wie Lots Weib, zur Salzsäule erstarrt! Erst nach einiger Zeit löste sich die Starre, und eine Flut von Dankeschöns ging über mich hin. Schließlich mußte ich meine Tasche aufhalten, und die
Frau legte mir einige Fische hinein. Es waren allerdings nur Plötze.
Zufrieden ging ich nun nach Hause. Ich brachte eine Fischmahlzeit mit und war dazu noch ehrlich geblieben. Zu Hause angekommen, legte ich die Fische in eine
Schüssel und zeigte sie stolz meiner Großmutter. Sie schaute mich anerkennend an und meinte, ich hätte zum ersten Mal etwas Vernünftiges zuwege gebracht.
Ach, hätte sie es bloß nicht gesagt! Denn dummerweise erzählte ich ihr die ganze Geschichte - im Glauben, etwas Gutes getan zu haben. Meine Großmutter schaute mich
besorgt an, schüttelte den Kopf und meinte: “Junge, Junge, was soll aus dir nur werden, du bist und wirst wohl dein Leben lang ein Döskopp bleiben.”
Im Laufe der Zeit habe ich oft Gelegenheit gehabt, über das Urteil meiner Großmutter nachzudenken, und immer wieder stellte ich fest, daß Großmutter recht hatte.
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“Die Fischersfrau am Garder See. Sie ist weite Wege gegangen, um ihre Fische zu verkaufen. Doch jetzt ist die Lischke leer und leicht. Angesichts des heimatlichen Garder Sees und des
dahinter liegenden Revekols kann sie sich eine wohlverdiente Ruhepause gönnen.”
Holzschnitt von Georg Heratsch
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