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Es gab auch eine Post in Schwerinshöhe... (von Ursula Grulich)
Zur Zeit des 1. Weltkrieges befand sich die Postagentur in der Mitte des Dorfes, im Hause von Bauer August Krause.
Im Sommer 1916 wurde dem pensionierten Postschaffner Ernst Grulich die Leitung derselben übertragen.
Ernst Grulich und Frau Meta, geb. Zolldan. Hochzeit 1905 .
Das bedeutete, für die gesamte Abwicklung im Innendienst und für die Erledigung der zwei bzw. drei Zusteller im Außendienst verantwortlich zu sein.
Postagent Grulich 1941
Die damaligen, ständigen Zusteller waren Herr Burow und Max Vollbrecht.
Da sich im Laufe der Jahre die vorhandenen Räumlichkeiten dort als unzureichend erwiesen, wurde die Dienststelle vorübergehend unten zur Mühle verlegt, in das Wohnhaus des damaligen
Mühlenbesitzers Körlin.
Inzwischen entstand am Ortsausgang, Richtung Gutzmerow, ein neues Haus, in das zugleich ein Postdienstzimmer mit Fernsprechanlagen und Schaltervorraum mit eingeplant waren.
Erbauung des Grulichschen Hauses 1920/21. Von links nach rechts: Christa, Ernst, Ursula, Elma und Mutter Grulich. Auf der Leiter von unten nach oben: Dorothea, Erika Grulich,
Walter Fürstenberg, Erich Reetz, stehend: Gerhard Grulich, daneben Georg Heratsch, Artur Musch, Max Vollbrecht (Postbote), Bauleiter Noffke
(Wittbeck oder Wittstock)
In den ersten Jahren, wie auch in den weiteren zwanziger Jahren, beförderte die Eisenbahn sämtliche Postein- und ausgänge Richtung Stolp. Es gab eigens dafür ein Postabteil im Zug, und der mitfahrende
Postbeamte war für die Annahme und Ausgabe der Sendungen zuständig. So waren morgens die Postsäcke und Pakete pünktlich von dem diensthabenden Zusteller an der Bahn in Empfang zu nehmen und
abends die Ausgangspost aufzuliefern. Dies geschah angesichts eines hohen, hölzernen, gelben Postkarrens (der den Kindern oft zum Spaß wurde, wenn sie einsteigen durften und gefahren wurden).
Der Postzustellbezirk war recht umfangreich zu der Zeit. Es gehörten außer Schwerinshöhe mit den zwei abgelegenen Ausbauten und einzelnen Gehöften sowie der Zentrale auch die Ortschaften Alt- und
Neu-Gutzmerow (anfänglich kurzfristig auch Bandsechow, Dresow und Liepen), Schojow mit der Schäferei und Sorchow mit der Försterei dazu. Bedenke man: laut Dienstvorschrift war “jede Strecke zu Fuß
zurückzulegen!” Die Besoldung wurde z.T. nach Kilometergeldern berechnet! Und das mit allem anfallenden Gepäck: Briefpost, Geldüberweisungen, Zeitungen, Päckchen und Paketen (auch Sperrgut).
Eine wahrhafte Schinderei! Auch mußte zugleich bei der Zustellung noch Zeitungsgeld und die Rundfunkgebühr kassiert werden, Geld- und Paketaushändigungen korrekt quittiert werden. Und
nicht zu vergessen, die Briefkästen in den jeweiligen Ortschaften mußten auch täglich geleert werden!
Aber wie konnte das alles bewältigt werden in den Stunden, die dafür nur zur Verfügung standen? Die Zeit mußte eingehalten werden, denn der Feierabend begann
erst nach Abrechnung der Zustellung und Postgang zum Abendzug. Da war es ein offenes Geheimnis - das Fahrrad mußte her! Doch wie war es im Winter damit, bei Eis und Schnee und Kälte und Wind? Es gab wohl
keinen Zusteller, der nicht unter Zeitdruck stand. Übrigens, in jenen Jahren trug man noch die Postuniform, blauer Rock mit roter schmaler Litze und Metallknöpfen, dazu die steife, blaue Dienstmütze.
Später aber war Zivil erlaubt.
Der Innendienst begann um 8 Uhr mit Schalterdienst bis 11 Uhr vormittags, nachmittags von 3 bis 5 Uhr. Dazu der Telefondienst von morgens 8 Uhr bis 8 Uhr abends
durchgehend. Nach einer Stunde Pause begann ab 9 Uhr der sogenannte “Unfallmelde-Dienst”, der nur für dringende Gespräche galt, so z.B. bei Feuer, Unfall, wenn der Gendarm, der Arzt oder die Hebamme
gebraucht wurden, und das zu einer erhöhten Gebühr. Der Telefondienst wurde noch durch Handbetriebe vermittelt.
Wohnhaus der Familie Grulich mit Postagentur 1941
Gegen 10 Uhr früh war dann die Post, von Stolp über Schmaatz, Schwuchow, Lübzow, Freist, Beckel kommend, in Schwerinshöhe eingetroffen. Das war jetzt
ein einfacheres Ein- und Ausladen. Die Tour lief dann weiter über Alt-Gutzmerow, durch die an der Straße nach Schmolsin liegenden Ortschaften bis hin nach Schmolsin, über Groß-Garde, Karzin bis nach Stolp
zurück. Die Abendpost wurde in entgegengesetzter Richtung gefahren.
Durch diese Einrichtung entfielen die Ortschaften Alt- und Neu-Gutzmerow als Zustellbezirk, da in Alt-Gutzmerow für beide Orte eine Poststelle eingerichtet wurde. Zugleich mußte in Schwerinshöhe
der verbleibende Bereich von nur einem Zusteller “bewältigt” werden. Im Laufe der Jahre waren dies: Hermann Bolduan, Otto Natzke, Otto Müller wie auch Erich Paeth.
Ankommende Eilsendungen, Telegramme und XP-Gespräche wurden, insofern die Zusteller dafür nicht mehr erreichbar waren, von Privatpersonen zugestellt. Bei festlichen Anlässen, wie Hochzeiten und
Konfirmationen wurde der Überbringer wie selbstverständlich mit zum Festmahl eingeladen und als willkommener Gast gern gesehen, - und so manche liebe Begebenheiten leben noch heute in der Erinnerung weiter. -
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