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Fernab der geschäftigen Welt lag das Gebiet der großen Strandseen, in dem diese Geschichte spielt, jedem Fremdenverkehrsamt abgewandt. Kein einziger Kurdirektor war da, der diese schöne Küste
verindustrialisierte. Kein betriebsames Reisebüro kannte dieses stille Kleinod. Wie verkehrsfremd diese Landschaft war, erlebte Max Pechstein, der bekannte Maler, als er eines schönen Maientages bei dem Gastwirt
Franz Kemp in Rowe ein Zimmer mieten wollte. Mit dem Fischerboot war er über den See gesegelt, um sich das stille Fischerdorf erst einmal anzusehen. Sein Gepäck hatte er jenseits des Sees gelassen. Hier bleibe ich,
hatte er beschlossen. Der Gastwirt war sehr erstaunt, daß ein Mann schon im Mai in Rowe wohnen wolle. Was er treibe, hatte Franz den Gast gefragt. Er sei Maler und wolle hier malen, bekam er zur Antwort. Franz
meinte, hier male jeder alles selbst, was zu malen sei. Nein, er sei Kunstmaler, hatte Pechstein erwidert. Das war sehr verdächtig, denn Franz stufte Kunstmaler, Schauspieler und Zigeuner in die gleiche Kategorie
ein. Daher ging er zum Lehrer und sagte: “Du, bei mir sitzt ein Verbrecher. Der will bei mir wohnen.” Max Pechstein erzählte später einmal, wie die beiden hinter der Türe standen und ihn beobachteten und tuschelten.
Allmählich schien man Vertrauen zu ihm gefaßt zu haben. Vor allem, weil Pechstein einen 50-Mark-Schein auf den Tisch gelegt hatte. Welcher Krüger läßt sich durch solche Argumente nicht überzeugen?! Pechstein blieb
und wurde der beste Künder der Schönheit dieser Landschaft (...).
Fischergruppe mit Max Pechstein |
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