Vietkower Schätze

[Ortsplan]   [Geschichte]   [Geschichten]   [Vietkower Familien]   [Vietkower!]   [Kunst aus Vietkow]

 

Karl Garbe, ab 1. Dezember 1895 Lehrer in Zietzen, verfasste folgende Zeitzeugenberichte über Bodenfunde aus der Bronzezeit in Zietzen und Vietkow:

 

 

Urnenfund in Zietzen

Zum 1. Dezember 1895 war mir die Lehrstelle in meinem Heimatdorf Zietzen übertragen worden. Ich war damals ein junger Mensch von 23 Jahren. Das Dorf liegt 4 km südlich des Kirchdorfes Schmolsin und dem Revekol, es ist 2 km vom Ostufer der Lupow entfernt gelegen, gegenüber in gleicher Entfernung vom Westufer liegt das Dorf Stohentin. Gleich bei Antritt meiner Lehrstelle erzählten mir die Zietzener, daß ein großes Projekt geplant sei; der schmale sandige und unfruchtbare Streifen Land, welcher in der Länge von etwa 3 1/2 km von der Schwerinshöher Grenze bis zum Weißenberg sich am rechten Lupowufer hinzog und 100-300 m breit war, sollte in Reihenwiesen verwandelt werden. Dieses Stück Land war mit mageren Gräsern, Kräutern, Heidekraut, Ginster und Wacholder bestanden. Es wird in westlicher Richtung von dem uralten Kirchsteige durchschnitten, der sich von Bansechow durch die Feldmarken von Neugutzmerow, Vietkow und Zietzen bis zur Lupow hinzieht. Dort befand sich ein Steg, auch eichenen Jochen und Planken bestehend, der beide Stromufer verband, von dort führte der Steig über Stohentin bis zum Kirchdorf Großgarde. An der Nordseite des Kirchsteiges, nahe dem Stromufer, lag damals ein regelmäßig geformter Hügel, der die Gestalt eines abgestumpften Kegels hatte. Schon als Seminarist hatte er meine Aufmerksamkeit erregt, und bei eingehender Betrachtung kam mir die Erkenntnis, daß er nicht durch die Winde zusammengefegt, sondern durch Menschen errichtet worden sei. Meine Vermutung sollte sich später als richtig erweisen. Bei seiner Planierung hat er seine Geheimnisse offenbart.

Mit dem vorgenannten Projekt wurde 1896 begonnen. Es wurde eine Wiesenbaugenossenschaft gegründet, zu deren Vorsitzenden der größte Anteiler, der Bauer August Zaddach, gewählt wurde. Es erschienen eine große Menge Arbeiter. Zuerst wurde der Hauptzuleiter gegraben, ein Kanal, der an der Schwerinshöher Grenze begann, das zu erarbeitende Wiesengelände in weitem Bogen umschloß und am Weißenberge endete. Von diesem Kanal aus wurde später die Wiesenfläche berieselt. Der Weißenberg ist ein Höhenzug, der sich von Selesen bis zum Strom hinzieht und in einem steilen Eckpfeiler dort endet. Nachdem der Kanal gegraben war, ging es an die Planierung des Wiesengeländes. Feldbahnschienen und Loren wurden herbeigeschafft, und mit ihrer Hilfe ging alles schnell vonstatten. Hinzu kam noch, daß dort wo es anging mit Hilfe des Wassers aus dem Kanal der Boden überschwemmt und geebnet wurde. So war man allmählich im Fortschreiten der Erdarbeiten bis in die Nähe des Kirchensteiges gekommen. Da erschien eines Tages im Sommer 1896 ein Mann mit der Aufforderung bei mir, ich möchte schnell zur “Rieselei” hinüberkommen, es seien beim Planieren ganz wundersame Dinge gefunden worden, Töpfe ohne Zahl. Ich eilte sofort hinaus, und tatsächlich waren die Arbeiter auf ein großes Urnenfeld gestoßen, das eine Fläche von rund 8 Ar umfaßte. Aber wie war mit den Urnen umgegangen worden! Wahllos hatten die Arbeiter mit Schaufel und Spaten darin gehaust. Höchst verwundert waren sie über die Beigaben, die aus einer Anzahl von ihnen fielen. Da ich den hohen Wert dieser Vorgeschichte dieses Gräberfeldes sofort erkannte, bat ich die Schachtmeister und Arbeiter dringend, sie möchten die Urnen - es waren solche in allen Größen vorhanden - vorsichtig aus der Erde nehmen, die trocknen und sie dann mir übergeben. Ferner bat ich, auf die Beigaben zu achten und sie aufzusammeln, jedes Stück sei wertvoll. Doch die Schachtmeister hatten kein Verständnis für meine Bitten, sie erwiderten mir, sie hätten keine Zeit, auf solche alten Dinge zu achten, die Arbeiten müßten schnell vorwärts gehen und in einer bestimmten Zeit vollendet sein. Damals gab es ja noch kein Gesetz über vorgeschichtliche Bodenfunde, und es gab auch keine von der Behörde bestimmten Pfleger dafür. Ich suchte nun zu retten was zu retten war. Es gelang mir drei größere Urnen zu bergen, sie zu trocknen und nach Hause zu bringen, ferner konnte ich 27 Bronzefibeln und zehn Spinnfibeln auf dem Urnenfelde aufsammeln, die kleinste Fibel war 5 cm, die größte 16 cm lang, alle waren mit grünem Edelrost überzogen, aber sonst gut erhalten. Fibeln sind Schmucknadeln in Gestalt eines kleinen lateinischen s mit breitem Bügel, sie dienten zum Schließen der Gewänder und gleichzeitig als Schmuck. Die Spinnwirteln sind kreisrunde Schienen aus gebranntem Ton von 6 cm Durchmesser, 2 cm Dicke und mit einem runden Loch in der Mitte. Sie wurden auf die Spindel beim Spinnen geschoben, um sie zu beschweren und bei deren Rotation einen gleichmäßigen Faden zu erzeugen. Die Urnen waren aus Ton gefertigt, in den man groben Sand geknetet hatte, wonach man sie am Feuer schwach brannte. Wenn man sie gut in der Sonne und Wind trocknete, waren sie ziemlich haltbar.

Gehen wir nun auf die gemachten Entdeckungen ein. Wie schon die Bronzefibeln anzeigen, gehören diese Bronzefunde einer Kulturperiode an, welche die Altertumsforscher die Bronzezeit nennen, man setzt sie von 1.500 - 500 vor Chr. fest, sie liegt also 3000 Jahre zurück, so alt sind die Fundstücke. Wir erkennen aus Vorhandensein der zahlreichen Urnen, daß unsere engere Heimat in der grauen Vorzeit bereits dicht besiedelt war. Was es für Menschen waren, die hier siedelten, wissen wir nicht, dürfen aber annehmen, daß es die Vorfahren der germanischen Stämme waren, deren Namen wir durch Tacitus und andere römische Schriftsteller erfahren und die um Christi Geburt im Ostseeraum wohnten. Sie müssen bereits eine verhältnismäßig hohe Kultur besessen haben. Die Wirteln bezeugen, daß sie die Kunst des Spinnens und damit des Webens verstanden, diese setzt wieder voraus, daß das Schaf bereits Haustier war. Sicherlich haben sie auch primitiven Ackerbau betrieben und Getreide zu ihrer Ernährung neben dem Fleisch ihrer Haustiere, des Wildes und Fische verwandt. Sie verstanden auch die Kunst der Töpferei; die manchmal recht schön geformten und sogar verzierten Urnen geben davon Zeugnis. Die Bestattungsform für ihre Toten war in jener Zeit der Leichenbrand. Sie errichteten einen Scheiterhaufen, legten die Leiche darauf und verbrannten sie. Die stärkeren Knochen, die beim Verbrennen nur verkohlten, wurden in Stücke geklopft, diese tat man mit der Asche zusammen in die Urne, legte ein Schmuckstück oder ein Spinnwirtel, wenn eine Frau bestattet wurde, oder eine Waffe, wenn es ein Mann war, darauf und begrub sie auf dem Begräbnisplatz in die erde. Die meisten der Zietzener Urnen waren mit Asche und Knochenresten gefüllt, auch die drei, die ich vor der Vernichtung retten konnte. Die gefundenen Schmuckstücke aus Bronze wurden allerdings nicht von ihnen hergestellt, sondern kamen auf dem Handelswege zu ihnen. Sie wurden von geschickten Handwerkern gegossen - Bronzegegenstände können nicht geschmiedet, sondern müssen gegossen werden - die an den Küsten des Mittelmeeres, in Griechenland, Kleinasien, der Levante und den Inseln des Ägäischen Meeres wohnten. Die Bronze ist eine Metallmischung aus etwa drei Teilen Kupfer und einem Teil Zinn, sie zeigt einen hellen gelben Glanz wie Messing oder Gold. Händler des Südens luden die dort gegossenen Schmuckstücke, Waffen, Haushaltsgeräte, Schalen und dgl. auf ihre Saumtiere oder zweirädrigen Karren und beförderten sie auf ihnen durch den Balkan, Ungarn, Schlesien, Posen, Pommern bis zu den Menschen, die an der Ostsee wohnten. Sie reisten auf alten, ihnen gut bekannten und oft gefahrvollen Handelsstrassen zu ihnen. Was sie einhandeln wollten, war hauptsächlich Bernstein, der im Altertum als das größte Kleinod, mehr als Gold und Edelstein, galt. Er wurde damals reichlicher als heute an die Ostseeküste geschwemmt, außerdem führten unsere Küstenflüsse und führen noch heute in ihren Betten stets Bernstein mit sich. So fand ein Onkel von mir im Bett der Lupow bei der Schwerinshöher Mühle ein Stück, das ein halbes Pfund wog.

Es bestand natürlich nur ein Tauschhandel. Die Bewohner unserer Heimat tauschten den Bernstein hauptsächlich gegen Bronzegeräte aller Art ein, da diese viel leistungsfähiger waren als die bisher benutzten Steinwerkzeuge, mancher der Leser dieser Zeilen wird vielleicht fragen: warum brachten die Händler nicht eiserne Werkzeuge als Handelsgut mit? Die Antwort ist, daß es damals noch kein Eisen gab, man verstand noch nicht, das Eisenerz zu schmelzen und dieses Metall zu gewinnen und zu bearbeiten. Erst viel später, um etwa 500 vor Chr. beginnt eine neue Kulturperiode, die Eisenzeit, und die ersten aus Eisen geschmiedeten Werkzeuge kommen auf.

Beim Fortschreiten der Arbeiten auf dem Zietzener Wiesengelände war man auch an den obererwähnten Hügel gekommen, auch er mußte eingeebnet werden. Als man ihn abgrub, wurde unter der Erddecke ein aus faust- bis kopfgroßen Steinen aufgeschichteter kellerartiger Raum gefunden, der eine Anzahl Urnen erhielt, die aber beim Abbruch des Steingewölbes zerstört wurden, außer ihnen fand man zwei römische Münzen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Dieser Hügel gehörte demnach einer viel älteren Zeit an als das Urnenfeld.

Über die geretteten Bodenfunde und was sich sonst bei den Wiesenarbeiten Wichtiges zugetragen hatte, schrieb ich einen eingehenden Bericht an die “Zeitung für Hinterpommern” nach Stolp und bat um Abdruck. Dies geschah umgehend. Darauf erhielt ich vom Provinzialmuseum in Stettin einen Brief mit der Bitte, ich möchte ihm die geretteten Bodenfunde überlassen. Nachdem ich sie in meiner Schule als Unterrichtsgegenstand eingehend behandelt und auch den Dorfbewohnern gezeigt hatte, sandte ich sie nach Stettin. Wir hatten damals leider noch kein Heimatmuseum in Stolp, denn dorthin hätten sie gehört.

 

Der Schatz von Vietkow

Man spricht häufig von einem Gesetz der Parallelitäten oder Duplizität der Ereignisse; man meint damit, daß gleichartige Geschehnisse oft gleichzeitig eintreten. Dieses Gesetz trat damals in Erscheinung. Es war kurze Zeit nach der Entdeckung des Zietzener Urnenfeldes, als im Nachbardorf Vietkow ein Bodenfund gemacht wurde, der den ersteren weit übertrag. Es war im Sommer 1897, da kam an einem Tage ein Zietzener Mann zu mir, ob ich schon gehört hätte, daß auf einer Wiese des Großbauern August Schiewer in Vietkow ein großer Schatz gefunden wäre, einige Leute hätten gemeint, er bestünde aus reinem Gold. Schiewer war bestimmt der reichste Bauer im Kirchspiel Schmolsin; sein Grundstück war 250 Morgen groß, dazu war auch viel bares Geld vorhanden. Durch diese Nachricht aufs Höchste gespannt, eilte ich den nur einen Kilometer langen Weg nach Vietkow zu dem Großbauern. Als ich die Tür zu seiner Wohnstube öffnete, blieb ich sprachlos wie angedonnert stehen, denn was ich dort erblickte, war tatsächlich ein großer Schatz. Ein wahrer Niebelungenhort, nur daß jener in Worms zwar aus Gold bestehen sollte, aber doch nur einer nebelhaften Sage angehörte, während dieser in Vietkow nur aus Bronze hergestellt, dafür aber tageshelle Wirklichkeit war. Man stelle sich folgendes vor: Der größte Teil des Fußbodens war mit einer Unmenge von Bronzegegenständen aller Art bedeckt, in der Mitte desselben war der Haufen etwa 60 cm hoch. Als ich mich von meinem Staunen etwas erholt hatte, fragte ich Schiewer, wie er zu dem Schatz gekommen sei. Er berichtete folgendes; sein Kuhhirte habe auf einer seiner Wiesen die Kühe gehütet, da habe dieser beobachtet, wie sein Hütehund eifrig in der Erde gekratzt und bereits ein tiefes Loch ausgeworfen habe. Neugierig sei er hinzugegangen und hätte einige merkwürdige Dinge gesehen, die der Hund freigelegt habe, er wäre niedergekniet, um ihn dabei zu unterstützen. Als immer mehr dergleichen Sachen gefunden wurden, habe er einen Spaten geholt und mit ihm alles hervorgeholt, was in der Erde vorhanden war. Darauf habe er einen Boten beauftragt, er möchte mir sagen, ich solle mit einem Zweispänner kommen und einen Schatz abholen; das habe er getan, hier liege nun der Schatz. Jetzt war auch sein Sohn Hermann in die Stube getreten, und ich ging an die eingehende Untersuchung des Fundes. Er bestand zum größten Teil aus bronzenen großen und kleinen Tüllbeilen, ferner aus Speer - und Pfeilspitzen, alle mit Tüllen versehen, dann aus Schmuck aller Art, Fibeln, längeren Knopfnadeln, so dann aus sehr schönen Bronzeschalen, die meist durch Spiralmuster verziert waren, dann fanden sich auch leider einige zerbrochene Schalen sowie Schmuckdraht verschiedener Dicke, endlich drei schwere Gußklumpen aus Bronze. Jedes Tüllenbeil war mit zwei Ösen versehen. Es war deutlich zu erkennen, daß jedes Beil aus zwei gleichen Teilen bestand, deren Schneiden geschärft, dann aneinandergelegt und durch geschmolzene Bronze verbunden wurden, so daß an dieser Stelle eine Naht entstand. In die Tülle wurde ein gekrümmter Holzstiel geführt; durch Lederriemen, die man durch beide Ösen zog, wurde das Beil fest verbunden, es war damit gebrauchsfertig. Dieser großartige Fund gehört demnach wie der Zietzener der Bronzezeit an. Schiewer schätzte das Gewicht der Gesamtmasse auf über 6 Zentner. Als ich alles besichtigt hatte, bat ich Vater und Sohn, sie möchten mir einige Stücke überlassen, um sie meinen Kindern in der Schule zu zeigen. Dabei ergab sich folgendes Gespräch:

Der Vater: “Gif dem Lehrer doch wat davon, Hermann, wie hewwe doch nauch von dem Tüch.” Sohn Hermann: “ne, ick gew nischt dorvon af”, und zu mir gewandt, sagte er: “Kieke sei ma eis, dat hier is luter Guld!” Damit kratzte er mit seinem Taschenmesser an einem Stück den grünen Edelrost ab, so daß der gelbe Glanz zu sehen war. Ich versuchte ihn aufzuklären und sagte ihm, daß die Gegenstände nicht aus Gold, sondern aus Bronze beständen, die eine Legierung aus Kupfer und Zinn sei. Er aber wollte mir nicht recht glauben, erst nachdem ich ihm fest versprach, sie zurückzugeben, falls sie doch aus Gold beständen, überreichte er mir drei Stück, zwei Tüllenbeile und eine Speerspitze, damit mußte ich mich zufriedengeben.

Zu Hause angekommen, verfaßte ich einen längeren Bericht und übersandte ihn der “Zeitung für Hinterpommern” zum Ausdruck. Dies geschah, und drei Tage nach seiner Veröffentlichung erschien bei Schiewer eine Kommission von drei Herren vom Stettiner Museum. Einer von ihnen war ein Herr Stubenrauch. Sie baten, den Fund besichtigen zu dürfen. Als sie ihn sahen, taten sie ziemlich kühl, sagten nur: “sehr nett, ganz hübsch, recht interessant” und ließen sich ihre innere Erregung nicht anmerken. Jeder Leser wird verstehen, warum sie so zurückhaltend waren. Sie sagten Schiewer, daß sie den Bodenfund für das Stettiner Museum käuflich erwerben wollten, und fragten ihn, was er für ihn haben wollte. Er hatte sich durch die Herren allmählich überzeugen lassen, daß die Altertümer nicht aus Gold beständen, uns sagte: “Jo, ick weit jo nich, wat dei Dinger wert sind.” Darauf sagten sie: “Herr Schiewer, wir wollen ihnen dafür 300 Mark bezahlen, sind sie damit zufrieden?” Er gab folgendes zur Antwort: “Wat, för so ull verrustert Isen so veel Jild! Doför will ick dat geern verkeepe.” Beim Auszahlen fragten sie ihn, ob es nun auch der ganze Fund sei und kein Stück fehle. Er sagte: “jo ick dink, dat is alles.” Darauf rief sein Sohn Hermann: “nee, Voder, wie hewwe jo dem Zietzusche Lehrer drei Sticker abjeft, dei fehle”” Da wurden die Herren lebendig und sagten: “Aber wie konnten sie bloß, nein, das durften sie nicht!” Sie taten so, als wären die drei fehlenden Stücke wertvoller als die übrige Masse. Alles wurde in große Kisten gepackt und nach Stettin geschickt. Als ich von dem Verkauf hörte, traute ich meinen Ohren nicht, für solch einen Schatz nur lumpige 300 Mark - es waren ja Goldmark - aber dennoch lächerlich wenig. Was hätte wohl das “Germanische Museum” in Nürnberg dafür gezahlt, mindestens 3000 Mark. Aber schließlich war Schiewer ein reicher Mann und konnte das Geld entbehren. Auf Bitten des Provinzialmuseums habe ich dann später die drei Stücke ihm übereignet, damit der Fund vollständig war.

Wir haben uns nun noch folgende Frage zu beantworten: Wie ist dieser Schatz dorthin gekommen, wo er nach 3000 Jahren gefunden wurde? Der antike Händler hatte sich ein Depot, eine Art Vorratskeller, für die Masse seiner Bronzesachen angelegt. Man nennt deshalb diese Massenfunde Depotfunde. Er nahm nur immer eine kleine Menge für sein Tauschgeschäft mit und ergänzte seinen Vorrat aus seinem sorgfältig versteckten Depot. Weshalb er nicht dazu gekommen ist, den großen Vorrat zu vertauschen, ob er hat fliehen müssen oder auf irgendeine Weise den Tod gefunden hat, wir wissen es nicht. Daß die Händler auch bronzene Gußklumpen mitführten, hat folgenden Grund: In der Gesamtmasse fanden sich auch einige Gußformen. Wenn einige von den Menschen der Vorzeit besonders geschätzte Stücke schnell verkauft wurden, schmolz er einen Klumpen und goß die begehrten Gegenstände für den Umtausch nach.

Das ist der vorstehend geschilderte umfangreiche und vorgeschichtlich so wertvolle Vietkower Bodenfund aus der Bronzezeit. Nirgends in Pommern ist ein gleich großer und gleich wertvoller aus dieser Kulturperiode gemacht worden. Ich nehme sogar an, daß er auch in ganz Deutschland nicht seinesgleichen hat. Abschließend und ergänzend füge ich dem vorstehenden Bericht noch folgendes hinzu: Als der damalige Landeshauptmann von Pommern - wenn ich nicht irre, war es ein Herr v. Eisenhardt-Rothe - den Vietkower Bodenfund besichtigte und den dafür gezahlten Betrag erfuhr, kam ihn dieser doch als viel zu niedrig vor. Er bewilligte deshalb für jeden der beiden jüngsten Söhne des Großbauern August Schiewer, die eine landwirtschaftliche Schule besuchten, eine Unterstützung von 150 Mark. So erhielt er im ganzen für den Bodenschatz 300 + 300 = 600 Mark.

 

[Ortsplan]   [Geschichte]   [Geschichten]   [Vietkower Familien]   [Vietkower!]   [Kunst aus Vietkow]